Kapitel
Datum
10.02.1970
Beschreibung
Am 10. Februar 1970 ereignete sich auf dem Flughafen München-Riem ein palästinensischer Terroranschlag, der bis heute weitgehend im Schatten anderer Ereignisse geblieben ist – und doch tiefe Spuren hinterließ. Ziel war ein Flug der israelischen Fluglinie EL AL, der auf dem Weg von Tel Aviv nach London war und gerade für einen Zwischenstopp in München gelandet war.
Drei Attentäter stürmten den Transitbereich und warfen Handgranaten auf wartende Passagiere. Ihr erklärtes Ziel: ein Zeichen gegen Israel setzen – mit Gewalt. Der Angriff forderte ein Todesopfer: Arie Katzenstein, der sich schützend über seinen Vater warf und durch die Explosion getötet wurde. Mehr als ein Dutzend Menschen wurden teils schwer verletzt, darunter die israelische Schauspielerin Hanna Maron, der später ein Bein amputiert werden musste.
Der Anschlag geschah mitten in einer Zeit wachsender Spannungen im Nahen Osten und spiegelte die Ausweitung des israelisch-palästinensischen Konflikts auf europäischen Boden wider. Besonders erschütternd war, wie ungeschützt zivile Reisende diesen Angriffen ausgeliefert waren – in einem Raum, der eigentlich für Sicherheit und internationale Verbindung stand.
Lange wurde in Deutschland kaum öffentlich über diesen Anschlag gesprochen. Erst Jahrzehnte später begann eine langsame Aufarbeitung – mit Gedenktafeln, Reden und einem zögerlichen Eingeständnis der Versäumnisse im Umgang mit der Erinnerung. Der Flughafen München-Riem existiert heute nicht mehr, doch die Geschichte bleibt. Und mit ihr die stille Heldentat von Arie Katzenstein – ein Symbol für Menschlichkeit inmitten von Terror.